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Geothermische Bewegungen, Vulkane, Kiwis und Wein

Rotorua liegt sehr zentral inmitten der Nordinsel in einem der geothermisch aktivsten Gebiete der Erde. So werden auch die meisten Häuser in der Gegend mit Erdwärme direkt geheizt. Es liegt ein permanenter Schwefelgeruch in der Luft, an den man sich wirklich erst gewöhnen muss. Aus diesen Gründen war es nur allzu logisch, dass wir uns aufmachten um diesen Aktivitäten zu folgen. Wir besuchten das Whakarewarewa Thermal Valley, die ehemalige Maori-Festung Te Puia. Dazu gehören neben den Geysiren ein Museum zur Geschichte und Kultur dieses Volkes, eine Schnitzerei, eine Weberei und ein Kiwihaus. In Te Puia findet man den größten Geysir Neuseelands, den Pohutu, dessen dampfende Fontäne bis zu 20 mal täglich eruptiert und bis zu 30 m hoch schießt. Der Prince of Wales’ Features liegt gleich ein Stück unterhalb auf demselben Plateau. Überall fanden wir heiße Quellen bzw. auch blubbernde Schlammtümpel und Wasserdampf. Wir nahmen auch an einer kulturellen Darbietung der Maori teil und sahen uns eine feierliche Zeremonie mit Tänzen, Gesang und Spielen an. Das Highlight war der Haka, ein ritueller Tanz, der zu vielen Anlässen zelebriert wird und häufig als Kriegstanz interpretiert wird. Das Kiwihaus war kein Obststand sondern ein Ort an dem der Lebensraum der Kiwi-Vögel (für uns witzig, da sie keine Flügel haben und somit eigentlich überhaupt nicht fliegen können) nachgeahmt wird. Der Kiwi ist ein Laufvogel und nachtaktiv. Folgedessen konnten wir ihn nicht fotografieren, weil er hinter einer nachgestellten Nachtlandschaft seiner Leidenschaft - der Essensbeschaffung - nachging. Der Kiwi ist das Nationalsymbol Neuseelands und von ihm leitet sich die Bezeichnung ‚Kiwis‘, wie sich die Inselbewohner liebevoll selbst nennen, ab. Der Kiwi ist durch die eingeschleppten Tiere (Hund, Katze, Wiesel, Hermelin, Opossum, etc.) gefährdet und es gibt zahlreiche Aktionen zum Schutz der Arten. Die Frucht, die wir als Kiwi kennen, hat den eigentlichen Namen ‚chinesische Stachelbeere‘ und wird unter dem Markennamen Kiwi exportiert bzw. wir kennen die Früchte fast nur unter diesem Namen - und die schmecken hier wunderbar. Sie fehlen an keinem Tag von unserem Speiseplan. Im Rainbow Springs Nature Park hatten wir das Glück einen Kiwi-Vogel für längere Zeit beobachten zu können, wieder natürlich im nachgestellten Nachtmodus. Wir hatten uns den Vogel grundsätzlich kleiner vorgestellt und waren ganz überrascht von dessen Größe.

Wir besuchten auch das Wingspan National Bird of Prey Centre - einem Zentrum für verletzte und in Rehabilitation befindliche Raubvögel. Viele der Arten sind ebenfalls gefährdet und in diesem Zentrum werden die verletzten Tiere wieder für die Auswilderung vorbereitet. Einige sind leider nicht mehr fähig in der freien Natur zu überleben, weil sie nicht mehr fliegen können oder sonstige Wunden nicht verheilen konnten. Diese bleiben dann im Zentrum und man kann sie ganz nah betrachten. Wir konnten auch eine Vogel-Show eines Falken ansehen, in der uns einiges über diese Vogelart erzählt wurde. Karin durfte sogar den noch nicht ganz gesunden Falken auf ihrer Hand füttern.

Als nächstes besuchten wir Wai-O-Tapu, ein Geothermalgebiet mit kollabierten Kratern, heißen Quellen, durch Minerale gefärbte heiße und kalte Teiche bzw. Tümpel sowie Schlammteiche und dem Lady Knox Geyser. Dieser Geysir wird jeden Tag um 10:15 Uhr für die Touristen ‚aktiviert‘ (mit Seife gekitzelt um die Oberflächenspannung des Wassers zu verringern) damit sie eruptiert - ein Spektakel zwar, aber schon beeindruckend. Sehr schön und sehr toxisch sind die bunten Seen in diesem Gebiet. Durch die verschiedenen Minerale in den Ablagerungen und Gesteinen verfärbt sich das Wasser blau, grün, gelb, orange oder türkis. Wir hatten so ein Farbenspiel noch nie zuvor gesehen. Der Geruch nach „faulen Eiern“ (Schwefelwasserstoff) war teilweise sehr intensiv, dann wieder kaum wahrzunehmen. Eine faszinierende landschaftliche Umgebung. Der Champagner-Pool war überaus schön anzusehen, da durch das aufsteigende Kohlendioxyd richtige Blubber an der Oberfläche waren und das schon an ein Glas prickelnden Schaumwein erinnerte. Nur die Temperatur mit über 74 Grad Celsius lässt einem die Lust auf ein Glas vergehen.

Zum körperlichen Ausgleich machten wir am ANZAC-Day (Feiertag zum Gedenken der gefallenen Soldaten im 1. Weltkrieg) eine Mountainbike-Tour durch einen Redwood Forest. Wir borgten uns dazu zwei Bikes aus und erkundeten auf toll angelegten Tracks die abwechslungsreiche Mammutbaum-Waldlandschaft. Wir kurvten 3 Stunden lang umher und waren immer wieder überrascht, welch tolle Strecken sie hier angelegt hatten. Jung und Alt, Groß und Klein begegneten uns und am Ende tat uns schon der Hintern weh. Warum sollten wir nicht auch am nächsten Tag noch etwas von unserem schönen Nachmittag haben? Am Abend entspannten wir in einem Heißwasser-Thermal-Pool, der jeden Tag aufs Neue mit Wasser aus den heißen Quellen gefüllt wird, direkt am Campingplatz. Es war herrlich bei ca. 40 Grad Wassertemperatur und 10 Grad Außentemperatur im Freien alleine in dem Becken zu sein. Über uns war der Sternenhimmel, den wir leider nicht sahen, da er von Wolken bedeckt war. Jedoch stellten wir ihn uns vor …

Unsere Reise weiter in Richtung Süden verschlug uns nach Hastings, das direkt am Pazifik im Osten angrenzt. Diese Stadt bildet zusammen mit Napier den 5. größten Ballungsraum Neuseelands. Beide Städte (sie liegen nur ca. 18 km voneinander entfernt) wurden bei einem der größten Erdbeben dort im Jahr 1931 vollkommen zerstört. Napier wurde im Art-Deco-Stil wieder aufgebaut und zieht mit seinen netten Cafés und Geschäften dadurch sehr viele Touristen an. Wir fanden, dass es ein liebes Städtchen mit viel Charme war. Wir besuchten dort auch einen Bauernmarkt und kauften Brot, Obst und Gemüse, das frisch und reif geerntet worden war. Einfach lecker und fast wie zu Hause.

Hastings selbst ist nicht unser Favorit geworden, aber es bot sich als Ausgangspunkt für Aktivitäten gut an. Erster Attraktionspunkt für uns war eine Rundwanderung auf dem Berg Te Mata (399 m). Es war faszinierend, wie abwechslungsreich sich der von uns ausgesuchte Wanderweg gestaltete. Wir gingen über einen Kamm, durch Wiesen und einen Redwood und schließlich auch durch einen Obstgarten. Am Gipfel hatten wir eine Aussicht über den gesamten Bezirk und natürlich zum Pazifik. Es bot sich uns eine Panoramasicht auf eine einzigartige und weitläufige Almenlandschaft. Wir hatten auch Glück mit dem Wetter und konnten sogar kurzärmlig und mit Kniehose gehen, was mittlerweile die Ausnahme darstellte.

Das Wetter mussten wir ausnutzen, da sich eine Schlechtwetterfront ankündigte und somit machten wir uns am folgenden Tag mit gemieteten Fahrrädern auf, eine der Weinstraßen dieser Gegend zu erkunden. Diese Region ist in Neuseeland führender Hersteller von Rotweinen und zahlreiche Obstplantagen säumen die Straßen. Unsere Route betrug 35 km und 3 Weingüter (Unison Vineyard, Trinity Hill und Abbey) wurden auserkoren. Wir bekamen überall Kostproben und beim letzten Weingut hatten wir ein außerordentlich nettes Gespräch mit dem Senior-Chef. Dieser war äußerst spendabel und nahm sich Zeit für uns. Leider lag zu diesem Zeitpunkt die noch sehr lange Heimreise zum Campingplatz vor uns. Dieses herrliche Herbstwetter mussten wir einfach nutzen, gerade als wir auch gehört hatten, dass der heurige Sommer ein ganz schlechter, nasser und stürmischer war. Kein gutes Weinjahr in Neuseeland.

Dann ging die Reise bei aufkommendem Schlechtwetter weiter nach Wellington, der Hauptstadt des Landes. Wir wollten Regenprogramm einschieben, jedoch war der erste Halbtag dort sehr schön und sonnig. Wir sahen uns das Zentrum an, flanierten am Pier entlang und als die Wolken schließlich alles verdeckten, gingen wir in das Nationalmuseum Te Papa Tongarewa. Auf 6 Ebenen wird die Entwicklung und erste Besiedelung des Landes sowie die Sonderstellung in Bezug auf Natur (Vulkane, Erdbeben, Geysire, …) näher beleuchtet. Was uns sehr überraschte war der freie Eintritt. Das ist recht ungewöhnlich hier. In diesem Land wird nämlich für fast alles gar nicht so wenig Geld verlangt (zB 25 NZD für das Zuschauen beim Scheren der Schafe = ca. 16 Euro). Am Abend kam dann der große Regen gepaart mit Sturm. Der Heizstrahler lief die ganze Nacht durch und die Temperaturen sanken auf unter 10 Grad. Aufgrund des starken Windes (65 km/h) beschlossen wir die Weta Tour in Wellington zu machen. Die Weta-Filmstudios gehören Peter Jackson, dem Regisseur der Trilogien ‚Der Hobbit‘ und ‚Der Herr der Ringe‘. Wir machten dort zwei Touren ‚behind the scenes‘ und sahen uns die Miniatur-Kulissen und Werkstätten vieler Requisiten an. Sehr interessant fanden wir die einige Modelle, aber auch Originalrequisiten (zB Hobbitfüße) von verschiedenen Filmen, die hier entstanden bzw. gefertigt wurden. Für Filmfans wie uns ein wirklich spannendes Erlebnis.

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