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Der kühle Norden Vietnams

Die letzte Woche war so mit Programm gespickt und das Internet sehr spärlich, dass wir erst jetzt unseren Eintrag zum Norden Vietnams machen konnten. So, da waren wir nun in Hanoi zur Winterszeit. Wir empfanden dies zu Beginn gar nicht schlimm, da wir problemlos mit Flip Flops und kurzärmelig durch die Stadt gehen konnten. Wir lernten zu allererst uns im Trubel zurecht zu finden. Wir überquerten Straßen, wo auf einmal von links und rechts dutzende Mopeds auf uns zukamen und verschafften uns einen Überblick über die Umrechnung von Dong auf Euro usw. Die beiden Tage darauf waren schon etwas kühler und Pulli und Jacke mussten her. Am Wochenende findet im Old Quarter immer der Night Market statt, den wir uns natürlich angesehen haben. Er erinnerte uns sehr an einen Kirtag im Sommer bei uns. Man kann alles kaufen - bis auf qualitative Waren. Wir besichtigten bei andauerndem Regen das Ho Chi Minh Museum (von innen) und das Mausoleum (von außen). Wir dachten uns, dass wir den konservierten Körper dieses im Norden höchst verehrten Präsidenten nicht direkt ansehen möchten. Er wollte eigentlich eingeäschert werden, doch wurde nach seinem Tod beschlossen ihn für die Nachwelt einzubalsamieren. Er kann täglich vormittags angesehen werden. Wir fanden es nicht toll einen Toten anzusehen und kamen deshalb nach Mittag. Um uns auch geschichtlich mit Vietnam auseinanderzusetzen statteten wir dem ehemaligen Gefängnis, das die Franzosen erbaut hatten, einen Besuch ab. Die Kolonialmacht Frankreich hatte Vietnam (das damals größtenteils gemeinsam mit Kambodscha und Laos Indochina gebildet hat) unter ihrer Herrschaft. Jeder, der Widerstand gezeigt hatte bzw. sich gegen die Kolonialherren wandte, wurde eingesperrt, gefoltert bzw. hingerichtet. Man spürt vielerorts, dass das Volk Vietnams in ihrer Geschichte sehr viel erleiden musste. Richtiger Frieden herrscht hier erst seit 1975. Der Literaturtempel hat uns besonders gut gefallen. Hier ist ein Tempel nicht gleichzeitig eine Stätte religiöser Bedeutung. Ein Tempel kann auch zu Ehren eines Herrschers oder Königs gebaut worden sein. Der Literaturtempel ist das Zentrum des Wissens und der Lehre vor hunderten von Jahren gewesen. Selbst Konfuzius, dessen Statue im Inneren des Tempels zu sehen ist, hat hier gelehrt. Die erste Universität Hanois war in dieser Stätte. Wieder einmal schwerstens begeistert waren wir vom Essen - Streetfood und den verschiedenen Phos. Pho ist eine Suppe mit Reisnudeln in die viel Lauch und entweder Rind-, Schweine- oder Hühnerfleisch kommt. Karin hat sie hauptsächlich als Pho mit Gemüse gegessen, musste allerdings zumindest salzen, da hier selten bis gar nicht gewürzt wird. Aber auch daran kann man sich gewöhnen. Am meisten hat uns gefallen, dass man sich vor den Häusern auf mini Plastikstühle setzt und einfach Tee und ein paar Fleischspieße oder gebackene Süßkartoffeln verzehrt. Wir kamen dort mit so manchen Einheimischen zu sprechen. Es zieren zahlreiche Cafés die Straßen, die zum Hinsetzen einladen. Einen netten Tagesausflug machten wir nach Ninh Binh. Man nennt diese Gegend auch trockene Halong Bucht, weil die Felsformationen dieselben sind wie in der großen Halong Bucht. Zuerst besuchten wir eine Tempelanlage zu Ehren zweier Kaiser in Hoa Lu und dann machten wir eine kleine Fahrradtour durch die Felsregion. Zum Schluss wurden wir von einer netten Vietnamesin per Muskelkraft (Tretboot bekommt hier eine neue Bedeutung) über einen Fluss chauffiert. Im Sommer ist diese Gegend weitaus beeindruckender, da dort die Reisfelder in sattem Grün bzw. Gelb leuchten. Die Vietnamesen nennen die Reisfelder von Tam Doc wie Das Grüne Meer. Wir sahen davon nicht so viel, da um diese Zeit im Norden die Reisfelder bereits abgeerntet sind.

Dann planten wir eine Tour von 3 Tagen im Norden an der Grenze zu China - Sa Pa. Hier befindet man sich in den Bergen und Sa Pa ist ein Ort mitten drin umgeben von Reisterrassen. Als wir nach einer Nacht im Zug ohne Schlaf dort ankamen regnete es bereits. Wir gingen dann eine Tour so um die 3 Stunden mit einem local guide. Leider war uns die Gegend nicht so ersichtlich, da sich sehr starker Nebel zum Regen gesellte und 9 Grad etwas kühl waren. Danach, trotz Schirm, Regenjacke und Wanderkleidung komplett durchnässt, beschlossen wir, das Projekt mangels Sinnhaftigkeit abzubrechen. Wir hatten auch eine zweite Nacht in einem Homestay (einer privaten Familienunterkunft in einem kleinen Dorf in der Nähe) gebucht, was sicher eine coole Erfahrung gewesen wäre. Wir stornierten dann und fuhren am nächsten Tag mit dem Bus wieder retour nach Hanoi.

Am Ende unseres Nordenaufenthaltes buchten wir schließlich eine Tour zu/in der Halong Bucht. Sie ist ein Touristenmagnet und bietet mit ihren 1969 Kalkfelsen, zumeist unbewohnte Inseln und Felsen (zT mehrere hundert Meter hoch) im Südchinesischen Meer eine atemberaubende Kulisse und Landschaft. Wir verbrachten 2 Nächte auf einem Boot und von dort aus gingen wir kajaken, wandern und besuchten eine Perlenfarm. 1994 wurde das rund 1500 km2 große Gebiet von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Das Wetter war mäßig, jedoch regnete es nicht. Wir freuen uns schon sehr auf das südlichere Vietnam, wobei wir dort auf besseres und wärmeres Wetter hoffen - so ist der Winter halt im Norden von Vietnam.

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